Mittwoch, 26. Juni 2013

Kandy & Hatton (13.6. - 15.6.13) "Alles anders & sehr viel Wasser"

Kandy:

Von vielen Reisenden wurde Kandy in den höchsten Tönen gelobt, wir freuten uns also auf eine kleine Stadt mit viel Flair und Charme. Umso mehr, da wir von der letzten, von uns besuchten UNESCO Weltkulturerbe Stadt (Luang Prabang), total begeistert waren!

Mit dem Zug tuckerten wir von Colombo in etwa drei Stunden nach Kandy. So einfach war die ganze Sache aber anfangs nicht, denn am Bahnhof in Colombo wollte jeder Hampelmann seinen Senf dazugeben, an welchem Schalter (es hat leider ziemlich viele) wir denn nun die Tickets erstehen sollten. Die Übereifrigen Helfer kannten überhaupt keine Schamgrenze, liefen hinter uns her, starrten uns ohne ein Wort zu sagen an oder wollten uns um 10.00 Uhr noch Tickets für den 9.45 Uhr Zug andrehen.


ob das wirklich nötig ist??

 

Schlussendlich fuhren wir 1. Klasse im „chinese built Bluetrain“ nach Kandy. Brandneu soll der Zug sein. Wie wir bereits lernten, sind chinesische Güter nicht nur buchhalterisch innert eines Jahres abzuschreiben sondern vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht (am besten eine solche Anschaffung gar nicht erst tätigen).
Nun gut, da sassen wir also in diesem neuen Zug, nicht speziell bequem aber Hauptsache mit A/C und Endlosschlaufe Kinderfilm. Wo waren all die Kinderlein?




mitten durch den Dschungel - was für eine schöne Fahrt



Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof schüttete es aus allen Löchern. Die Regentropfen waren riesig. Aufgrund des mangelnden Vertrauens in den Zug wussten wir nicht, ob dieser in der Lage war seine Reise unter solchen Bedingungen fortzusetzen. Ob das Dach wohl dicht ist?
Alle Sorgen waren jedoch unbegründet. Die Zugfahrt war ein tolles Erlebnis. Beeindruckende Landschaften flitzten (kleine Übertreibung, denn die Kiste war doch etwas wackelig auf den Schienen (Altersschwäche?)) an uns vorbei und durch die immer offene Zugtüre hatten wir einen perfekten Blick in die Natur.



 
nicht wie bei der SBB - hier sind die Zugtüren offen und
bieten einen grandiosen Ausblick und eine angenehme Brise



Der Bahnhof in Kandy entsprach unseren Vorstellungen: Nostalgie pur!



 

Kühlere Temperaturen zwangen uns, die langärmligen Sachen hervorzukramen.
Ein Tuk Tuk brachte uns zu unserem Guesthouse, das auf einer kleinen Anhöhe thronte. Bereits die Fahrt durch Kandy verwirrte uns. Was ist denn das für eine abgasverpestete und lärmige Drecksstadt, fragten wir uns.


Im Bus in Kandy - 15 Minuten Fahrt für weniger als 10 Rappen





Unser Eindruck wurde auch beim nachfolgenden Erkundungsgang alles andere als besser. Uralte Busse vergifteten die Stadt mit Abgasen und das ständige Gehupe verursachte einen Höllenlärm. Und von diesen Bussen gab es nicht gerade wenige. Die Strasse um den See, der als Sehenswürdigkeit angepriesen wird, ist entsprechend laut und überall stinkt es.  Der See ist eine grosse Pfütze, aber alles andere als eine Attraktion. Gerne hätten wir auch den botanischen Garten und den Tempel besucht, die Halsabschneider verlangen aber jeweils fabelhafte 10$ Eintritt pro Person! Abzocke, Betrug, Schelmerei, denn die Kohle fliesst in die Tasche der korrupten Regierung, wie uns diverse Einwohner von Kandy versicherten und dieses Verhalten gegenüber Touristen ebenfalls nicht goutieren.
 
 
Im einzigen Pub in Kandy - aber auch hier stinkts nach Abgasen...
 
 
...denn unten dröhnen die alten Rocheln von Bussen vorbei
  
 
kein schöner Ort - da hilft nicht einmal ein frischer Ananassaft mit einem ordentlichen Gutsch Arak
 
 
Hunde, soweit das Auge reicht...eine wahre Katastrophe!
 
 
Armut - ein Leben am Strassenrand hinter dem Schirm

Obwohl dieser Ort stark von Touris frequentiert wird, gibt es überraschenderweise wenige Restaurants. Mit dem Muslim Hotel (Hotel = Restaurant) fanden wir aber einen feinen lokalen Spunten, der hinreissende Curries und Kothu Rottis (eine Art Fried Rice mit Gemüse aber mit Rotti statt Reis) servierte.
 
 
Highlight! Das Curry und das Kottu Roti im Muslim Hotel

Da Kandy nach all den Erlebnissen von unserer Seite mit eher negativen Adjektiven tituliert wurde, hielt uns hier unzweifelhaft gar nichts mehr.
Eigentlich erwarteten wir eine Liste der Lobpreisung über Kandy nach all den vorausgeeilten Empfehlungen, Schwärmereien und dem unglaublichen Enthusiasmus, der diesem ungemütlichen Ort entgegengebracht werden. Der LP schreibt über Kandy:"Here come's a city that even looks good when it's raining." Unser Ansicht könnte nicht gegenteiliger sein!
So schnappten wir bereits am nächsten Morgen den Zug nach Hatton und überliessen die Stadt ihrem vorbestimmten Schicksal.


Kandy Bahnhof: Was wir müssen bis zur Endstation bezahlen egal wo wir aussteigen? Geht's noch?




 

Hatton:

Wieder eine spektakuläre Zugfahrt. Das Mittagessen liessen wir uns im Muslim Hotel in Plastiksäcke abfüllen und assen gediegen aus Plastikschalen im Zug. Zuvor gab es allerdings noch ein bisschen Aufregung am Billettschalter, denn die Sri Lankan Railway verrechnet immer den ganzen Fahrpreis von der Anfangs- (also Colombo) bis zur Endstation (Bandulla) des Zuges, unabhängig davon wo der Reisende ein- oder aussteigt. Die Antwort auf unser Unverständnis für dieses System lautete: "it's a third world country"...achso, das ist wahrlich ein Argument (und vor allem eine kolossale Entschuldigung, die seinesgleichen sucht)!
So stuften wir uns diesmal auf die 2. Klasse zurück, was mehr als passabel war. Die Landschaft war einmal mehr berauschend und phänomenal trotz der Wolken und des Regens. Teilweise hatten wir das Gefühl die Bahn schlängle sich mitten durch den Dschungel.


Massiver Regen


Das beste Essen im Zug: Abgepackte Curries vom Muslim Hotel...Haaammer!!!



 
Traumlandschaft bestehend aus Teeplantagen

In Hatton pisste es natürlich auch, am Himmel war kein einziger blauer Fleck erkennbar. Mit dem Tuk Tuk mussten wir noch eine Stunde bis Dalhouse schippern, da dies als bester Zugangspunkt zum Adam’s Peak gilt, denn wir am Folgetag erkrackseln wollten. Während der Fahrt kamen wir an vielen Teefabriken und natürlich auch an Unmengen Teeplantagen vorbei, für die dieses Wetter ein Segen ist.
Die Temperaturen waren nochmals einen Zacken tiefer als in Kandy. Jetzt mussten wir gar die langen Hosen und die Mini-Schals montieren.
 
 
 
 
on the road mit Sunil
 
 
 
 
wer vespa fahren kann, beherrscht auch ein Tuk Tuk...die Schaltung ist die gleiche

Im "White House" fanden wir eine spartanische Bleibe. Sehr ruhig gelegen, Dalhouse ist nämlich gewissermassen am Arsch der Welt. Wir hofften auf besseres Wetter am nächsten Tag für die Expedition auf den Adam’s Peak.
 
 
kaltes Zimmer in Hatton
 
 
 
Vollmontur - fehlt nur noch der Schal

Leider gab es auch hier ganz viele hässliche seuchenübertagende Köter, die wir in der Nacht gerne um die Ecke gebracht hätten, denn die Viecher kläfften und jaulten permanent. Das Wetter war so katastrophal, dass die Elektrizität ausfiel und natürlich war unser Guesthouse das einzige ohne Generator. Gott sei Dank hatten wir unsere cleveren Stirnlampen dabei.

Am nächsten Morgen regnete es immer noch in Strömen. Den Gang auf den Adam’s Peak mussten wir definitiv abblasen. Schade! Da das Guesthouse und die ganze Umgebung bei diesem Wetter so reizlos waren wie ein öffentliches Klo in Sri Lanka, schnappten wir unsere sieben Sachen und machten uns vom Acker in Richtung Nuwara Eliya.



 
Chinese built Bluetrain

 

Samstag, 22. Juni 2013

Negombo (10.6. - 13.6.13) "anything else, but not a typical beach town"



Nach 3.5 Stunden verspürten wir den sanften Ruck der Landung in Colombo. Von der Sri Lankischen Hauptstadt selber konnten wir keinen Eindruck gewinnen, da wir im, vom Flughafen näher gelegene Strandörtchen Negombo, eine Unterkunft für drei  Nächte gebucht hatten. Das wolkenverhangene Städtchen machte auf uns nicht gerade den Eindruck einer typischen „Beach town“ wie im Lonely Planet (LP) beschrieben. Es ist schwer vorstellbar, dass sich in der Hochsaison statt dem Abfall sonnenbadende Touristen am Strand breitmachen sollen. Den Strand mieden wir folglich und konzentrierten uns auf die Erkundung des Örtchens und der Sri Lankischen Kultur – nach Singapur wieder eine total andere Welt. (Um's klar auszudrücken: Der Strand ist eine regelrechte Enttäuschung!)




Negombo Zentrum



Armut...Waschen im dreckigen und verseuchten Kanal



weisse Schuluniformen...ob das die beste Idee ist bei dem Dreck?



Freundlich und auch ein wenig misstrauisch beäugten die Einheimischen uns Fremde, oft ein "Hey Mister" – mit der "Miss" können sie nicht sehr viel anfangen - zu verstockt sind da noch die mittelalterlichen Auffassungen von Mann und Frau. Your name, what country – in ihrem eigenen  Englisch Mix erkundigten sich (die Männer) bei Michael. Jeder hatte etwas zu berichten oder wusste irgend einen Humbug zu erzählen.
Sehr hilfsbereit zeigte sich ein Fischer bei unserem Besuch des lokalen Fischmarktes. Ungefragt führte er uns herum, erklärte die Fischarten, zeigte wo und wie die Fische getrocknet werden, übrigens ein netter Anblick und ein sehr intensiver Geruch. Da wir ihm aber klar machten, dass wir keine bezahlte Führung wollen, verabschiedet er sich rasch, nicht ohne am Schluss doch noch seine Rupien einzufordern.









 
Fisch zum Trocknen ausgelegt...ein unvorstellbarer Gestank



Ein Fest für all die Krähen
 


 
 Fischverarbeitung



Da der Fisch, dort die dreckigen Schuhe

Unser erstes Sri Lankisches Curry im einfachen Restaurant „Sea Joy“ war ein Volltreffer. Zu dem Chicken- und dem Gemüsecurry wurden diverse Schälchen mit Leckereien wie Daal (Linsen), verschiedene Gemüse, Reis und Papadam gereicht. Leider hatten wir in den kommenden Tagen nicht ganz immer soviel Glück...
Da es bereits etwas später am Nachmittag war und das Menu so reichhaltig ausgefallen war, liessen wir das Abendessen ausfallen und erholten uns von den doch 2.5 Stunden Zeitverschiebung in unserem gemütlichen Zimmer im „Blue Horizon“.

 
Gaumenschmaus
 

Das Blue Horizon Guesthouse war überraschend sauber, gemütlich und einladend und wir fühlten uns sofort wohl. Für 30 USD inklusive Frühstück bewohnten wir ein schönes Zimmer mit neu aussehendem Bad. Der Inhaber war ausserdem sehr aufmerksam und freundlich.


Blue Horizon...unser Zimmer

 
a Lion for the King ;-)

Mit dem Mietroller tingelten wir durch die Gegend. Die Fahrweise der Sri Lankesen ist sehr gewöhnungsbedürftig, unstetig und verlangte eine hohe Konzentration von Michael. Schon in Basel qualifizierten sich die Sri Lanker für den Preis der schwächsten (unfähigsten) Verkehrsteilnehmer. Man stelle sich das jetzt in Sri Lanka vor mit nur Sri Lanker auf der Strasse.


drückende Hitze




im Trüben fischen



modernste Technologie im Negombo Bahnhof




Wir suchten nach dem, im Lonely Planet als schönes Ausflugsziel in die Tierwelt beschriebenen Muthurajawela Marsh. Nicht leicht zu finden und bei den Einheimischen auch nicht bekannt, keiner konnte uns weiterhelfen (obwohl wir uns, wie sich später herausstellt, in unmittelbarer Nähe danach erkundigten). So kurvten wir in etwa drei Stunden bis nach Wattala und wieder zurück ohne wirklich was Spezielles gesehen zu haben. Der Dutch Canal – ein Erbe der dänischen Kolonie  und jetzt fliessende Jauche - haute uns nicht wirklich vom Hocker. Trotzdem wird dieser Kanal im LP als Attraktion angepriesen.
Die Fahrt gewährte uns aber einen ersten guten Eindruck in "Land und Leute". Negombo wird zweifelsohne von der Fischerei dominiert. Die Arbeit ist hart und das Auskommen erbärmlich. Der Islam ist auch hier sehr weit verbreitet, was einmal mehr hinderlich für jegliche Art von Fortschritt und eine dem Jahr 2013 angemessene Beziehung oder Verhaltensnormen zwischen Mann und Frau quasi verunmöglicht. Für einmal glauben wir dem LP auf's Wort bei der Warnung, dass westliche Besucherinnen abends nicht alleine herumlaufen sollen.


 
Bilder die Vertrauen schaffen
 

simple Mechanik





holländischer Hamilton Kanal - nicht unbedingt ein Highlight


Buffet Sri Lanka Style: Aus traditionellen Tontöpfen schöpft der Gast Köstlichkeiten auf seinen Teller


Ganz anders das z'Mittag: mehr als ein Highlight!!


 

Die Armut der Leute in diesem Land ist offensichtlich. Nirgends wurde bis anhin so deutlich, wo unsere Second Hand Kleider landen. Aus der Sicht des Mannes muss erwähnt werden, dass die Frauen hier mehr Haare an den Beinen haben als die Orang Utans in Bukit Lawang - verständlich Gillette ist nicht billig, aber trotzdem kein schöner Anblick! Die Dinge laufen hier offensichtlich anders – langsamer, umständlicher, ja beinahe phlegmatisch.

Jeder möchte seine Meinung beisteuern, auch wenn er nicht zwingend eine Ahnung hat. Lustig, aber in gewissen Situationen auch nervig. Wir bekamen einen Eindruck, was uns in den nächsten knapp vier Wochen erwarten wird. Die Vergangenheit – der im 2009 beendete Bürgerkrieg  sowie der Tsunami - haben Spuren hinterlassen, die sich wohl nicht so schnell verwischen lassen werden.